Fahnenschwenker
Der Fahnenschwenker mit der Schwenkfahne hat in der Borbyer Gilde (Knochenbruch- und Totengilde) eine große Bedeutung der Freude und Friedlichkeit. Er ist mit einem schwarzen Anzug und Zylinder, einem Brustschild mit Kaiserkrone, besetzt mit den Friedenstauben und dem Zeichen W1 (Kaiser Wilhelm der I.), gekleidet. Das Fahnenbild zeigt eine altnordische Schutzpatronin – die Göttin Freya – die Göttin der Fruchtbarkeit, der Ehe und des Heimes, die somit den Hausfrauen und Müttern besonders nahe stand. Die Schutzpatronin auf dem Fahnentuch hält Mistelzweige in der Hand und ist von einem Lorbeerkranz umgeben.
Die Schwenkfiguren, die der Fahnenschwenker ausführt, werden auch Fesseln genannt. Sie gehen von oben nach unten viermal über den Kopf, viermal um den Körper, viermal um die Knie und viermal um das linke Wadenbein. Die Schwenkfiguren symbolisieren die Fesselung und Entfesselung der Schutzpatronin. Über den Kopf bedeutet es das Abhalten von Unheil und Schaden. Das Schwenken um den Körper schenkt Schutz für Seele und Wohlbefinden, um die Beine bedeutet es, dass man fest im Leben steht. Das Schwingen um das Bein hat den Sinn, dass sein Leben ausbalanciert sein möge. Zu dieser historischen Schwenkweise stehen dem Fahnenschwenker ein bis zwei Trommler zur Seite, die einen abgestimmten Trommelwirbel spielen.
Die Gildefeier wurde vor der Gründung, vor 1746 immer auf dem Borbyer Dorfplatz, wo auch die Lindenbäume heute noch stehen, gefeiert. Lindenbäume haben ebenfalls einen hohen historischen Stellenwert, sie stehen noch vor dem Eichenbaum. Denn unter den Linden pflegen wir zu trinken, zu tanzen und fröhlich zu sein. Die Linde ist unser Friede- und Freudenbaum. Sie war auch der Baum der Liebes- und Fruchtbarkeitsgöttin Freya.
Bei langjähriger Pflege der Zugehörigkeit in der Gildegemeinschaft wird die Schwenkfahne nach Einladung der Gastgebenden dem Paar, das Goldene Hochzeit im Kreise von Familie und Gästen feiert, geschwenkt. Dazu muss zuvor beim Vorstand angefragt werden. Dann kann zu Hause geschwenkt werden, wobei der Trommler und eine Vorstandsabordnung mit eingeladen werden.
In der Gildegemeinschaft sind die Schwenkfahne und der Fahnenschwenker ein fester Bestandteil. Die Ausdrucksweise der Schutzpatronin und das Schwenken der Fahne mag den Gründern der Borbyer Gilde und der Bevölkerung zu damaligen Zeiten noch näher gestanden haben. Um dieses historische Brauchtum zu erhalten, sollte sich jedes Gildemitglied und auch alle Außenstehenden bemühen, dass es gelingt, diese Tradition den nachfolgenden Generationen weiter zu geben.
